In der dritten
Woche meines Aufenthaltes fand die weltweite Gebetswoche für die Einheit der Christen
statt. Dies war für mich eine gute Gelegenheit, in kürzester Zeit möglichst
viele verschiedenen Konfessionen und Kirchen in der Jerusalemer Altstadt kennen zu lernen
und zu beobachten, wie das Zusammenleben der Christenheit in Jerusalem
funktioniert.
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Die Grabeskirche ist ein verbindender Ort für alle Christen
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Die meisten Gottesdienste dieser Woche sind sehr traditionell gehalten, was mir hier sehr gut gefällt. So lernt man den Ritus und die Spiritualität der Glaubensgeschwister kennen. Vieles ist für mich fremd wie z.B. die Feier in der dunklen und sehr reich ausgeschmückten armenischen St. James-Kirche, die dem Heiligen Jakobus geweiht ist. Die griechisch-orthodoxe Kirche zelebriert in der
Grabeskirche an der Golgathastätte quasi für sich unter Beobachtung der Gäste den Gottesdienst, hier besteht keine Beteiligungsmöglichkeit. Die
anglikanische Kirche feiert ihre Gottesdienste sehr hochliturgisch mit Weihrauch. Aber auch in der Ev. Erlöserkirche wirkt es beeindruckend, wenn die versammelte Theologenschaft der deutsch-, arabisch- und englischsprachigen lutherischen Gemeinden, was immerhin ein gutes Dutzend umfasst, im Talar einzieht. Die Benedektiner der Dormitio Abbey halten im Abendmahlssaal eine eher schlichte Andacht.
Bei den Kopten wurde sehr orientalisch gesungen.
Bei den Äthopier mussten die Schuhe ausgezogen werden.
Die Melkiten als katholische Rituskirche feiern ihren Gottesdienst mit der byzantinischen Liturgie.
Man merkt,
dass Jerusalem auch eine Stadt ist, in der repräsentiert wird. Von den jeweils
200 Besuchern der Gottesdienste kommen gefühlt die Hälfte in Amtstracht, mit
Colarhemd und die Nonnen und Mönche natürlich im Habit, sei es Tracht oder
Kutte. Das macht schon
alles was her. Umso schöner ist es dann nach sehr würdevollen Gottesdiensten
einander auch bei den anschließenden Empfängen persönlich und in gelöster
Atmosphäre zu begegnen. Ohne diese Begegnung würde etwas fehlen. Ich habe den
Eindruck, man kennt sich hier. Es wird gelacht, geredet und einander kennen
gelernt. Für mich eine wahres Paradies für neue oder vertiefende Begegnungen zu
Beginn meines
Studiensemesters.
Beginn meines
Studiensemesters.
Ich finde es
ermutigend, welche gottesdienstliche und menschliche Vielfalt ich erleben darf.
Diese Vielfalt ist so gelebt, wie ich es hier vorfinde, kein Gegensatz zur
Einheit, sondern im Gegenteil ein wahrer Schatz.
Sie spiegelt die Vielfalt der Menschheit und des göttlichen Wesens wieder. Jerusalem ist berühmt dafür, dass sich die die Grabeskirche teilenden Konfessionen bisweilen heftig um scheinbare Nebensächlichkeiten streiten können. Das ist sicher auch so. Diese Gebetswoche zeigt mir aber auch das andere Gesicht der Christenheit in dieser Stadt: Hier wird bei aller offensichtlichen liturgischen Verschiedenheit zusammen gebetet, gefeiert und gelebt.
Sie spiegelt die Vielfalt der Menschheit und des göttlichen Wesens wieder. Jerusalem ist berühmt dafür, dass sich die die Grabeskirche teilenden Konfessionen bisweilen heftig um scheinbare Nebensächlichkeiten streiten können. Das ist sicher auch so. Diese Gebetswoche zeigt mir aber auch das andere Gesicht der Christenheit in dieser Stadt: Hier wird bei aller offensichtlichen liturgischen Verschiedenheit zusammen gebetet, gefeiert und gelebt.
Die
Gebetswoche findet in dieser Form schon seit Jahrzehnten so statt, teilt mir ein
Gemeindeglied der Ev. Erlöserkirche mit, das seit über 40 Jahren in Jerusalem
lebt. Der
evangelische Probst, Wolfgang Schmidt, verrät mir, dass es ein Freundeskreis
der Ökumene ist, der sich auf einer informellen und freiwilligen Basis mehrmals
im Jahr trifft. Wieder einmal kann ich sehen, wie enorm wichtig persönliche Begegnungen
sind. Hinzu kommt aber in der Gebetswoche ein anderes Element: Gute Gewohnheiten
und verlässliche Strukturen. Zwischen 150 und 200 Personen kommen jeweils an
acht Abenden zusammen, um gemeinsam zu beten. Jeder Gottesdienst wird von einer
Konfessionsfamilie vorbereitet, beteiligt sind dann aber auch bei Lesungen,
Gebeten und Segnungen, Beteiligte aus anderen Kirchen, Liturgiker wie Laien. Im
Normalfall ist dies bei der Fülle von eigentlich zu treffenden Absprachen ein
sehr zeitaufwändiger Vorgang. Weil es aber eine bewährte und bekannte Form
gibt, geschieht manches dann auch einfach auf Zuruf und ohne viel Vorbereitung.
So wird der Segen in manchen Gottesdiensten gleich mehrmals und in
verschiedenen Sprachen von den gerade an diesen Tag anwesenden höchsten Würdeträgern
gesprochen. Auch sonst werden die Geschwister der anderen Konfessionsfamilien
schon mal gerne mit in die Gottesdienstgestaltung einbezogen, so beim Sprenkeln
mit Wasser zur Tauferinnerung im katholischen Gottesdienst, was manchen, die
dies aus ihrer Tradition nicht kennen, spürbar Freude bereitet.
Thematisch
ging es bei der Bibelwoche, die von indonesischen Christen vorbereitet wurde, um
das Thema Gerechtigkeit. „Der Gerechtigkeit und nur der Gerechtigkeit sollst du
nachjagen“, ist der Leitbibelvers aus 5. Mose 16, 20. Vielleicht ist
das auch eine gute Grundlage für Einheit, dass man über Themen redet, die
verbinden und sich für die Gerechtigkeit einsetzt, nach der es sich immer zu
streben lohnt.
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Die Bischöfe und Repräsentanten aus der Nachbarschaft überbringen Weihnachtsgrüße an den armenischen Patriarchen |
In diesem Sinne wünsche ich am Ende der dritten Woche meines Studienaufenthaltes, die natürlich noch vieles anderes beinhaltet hat,
allen Lesenden Schalom, Salam, Friede sei mir Dir!
allen Lesenden Schalom, Salam, Friede sei mir Dir!
Dein und Euer Christian
BCU,
27.01.2019 (Nebenbei der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust)
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