Dienstag, 8. Januar 2019

In der Altstadt und um die Altstadt herum

Wie versprochen folgen mit diesem Post die ersten bildlichen Eindrücke. 

Getreu dem Motto "Bilder sagen mehr als 1000 Worte" hier zuerst eine Sammlung
von Eindrücken aus den ersten beiden Spaziergängen durch die
Altstadt Jerusalems und um diese herum. Wer dann noch Lust auf einige Gedanken zur Vielfalt der Altstadt hat, wird ganz unten fündig. 


Einer der beliebtesten Zugänge zur Altstadt
führt 
über die Jaffastraße und das Jaffator


Ich mag die engen Gassen des Suk in Jerusalem 


Die Grabeskirche habe ich als erstes aufgesucht. Hier von außen ...

... und hier sehr beeindruckend von Innen



Für diesen berühmten Ausblick auf Felsendom und Klagemauer
gibt es eine eigene Aussichtsplattform. Ich war nicht alleine ...

Erwischt! Ich konnte mich nicht zurück halten
und fand diesen Moment herzerfrischend menschlich und sympathisch. 


Auch in der Altstadt von Jerusalem wird Alltag gelebt.

Die Jungs müssen nur aufpassen, sonst landet der Ball eine Etage tiefer.

An der Klagemauer habe ich auch einen Zettel mit einem
persönlichen Gebet in eine der Ritzen gesteckt. 


Besonders gut hat mir in der Dämmerung das Damaskustor
im muslimischen Viertel gefallen.


Das "Tower of David Museum" gleich neben dem Jaffator


Frisch gepresster Granatapfelsaft in der Nähe des Löwentores


Ein arabischer Kaffee. War sehr lecker...


Auf dem Weg zur Falafel in einer der Seitenstraße
des muslimischen Viertels


Vom Kaffeekocher Raphat bekam ich den Hinweis zum
etwas versteckt liegenden Falafelladen.


Die Olivenbäume am Ölberg haben auch schon einige Jahre
auf dem Buckel



Ein abendlicher Blick vom Ölberg auf den Tempelberg
und das Goldene Tor


Ein Spaziergang durch und rund um die Altstadt Jerusalems

Quelle der Karte: Einmal mehr Wikipedia, Artikel Jerusalemer Altstadt


Eine Stadt muss man sich erlaufen, lautet eine alte Weisheit, die ich schon seit Jahren beherzige. Und das mit guten Erfahrungen. So habe ich mich zu Beginn meiner Reise auf den Weg gemacht, um durch die und um die Altstadt Jerusalems herum zu laufen. Aus der Vielzahl des Gesehenen neben den Bildern nur einiges Bemerkenswertes zum Thema Vielfalt und Zusammenleben, das ich in diesen Monaten verfolgen werde.


Zuerst etwas zum Stadtbild und zur Vielfalt der religiösen Bauten
Die Häuser Jerusalems sind alle aus einem weißen Kalkstein gebaut, der Meleke genannt wird, was übersetzt königlich bedeutet. Das gibt der Stadt ein unvergleichliches Aussehen. In der Mittagszeit leuchten die weiß-beigen Steine im sonnigsten Schimmer. Zum Abend reflektieren sie warm das Sonnenlicht, im Sonnenuntergang wirken sie bisweilen feurig.

Es war mit Süleymān, genannt „der Prächtige“, ein osmanischer Herrscher, der die Altstadt von Jerusalem im 16. Jahrhundert wiederaufbaute. Laut Wikipedia befinden sich zwei Gebiete außerhalb dieser Mauern, die historisch zur Stadt Jerusalem gehören: „der Berg Zion im Südwesten, an dem die Traditionen des Davidsgrabs (jüdisch) und des Abendmahlssaals (christlich) haften, und die sogenannte Davidsstadt im Südosten. Die durch die Mauern Süleymans definierte Altstadt ist also gegenüber früheren Perioden der Stadtgeschichte ein Stück nordwärts versetzt. Die Altstadt ist seit dem 19. Jahrhundert in ein jüdisches, ein christliches, ein armenisches und ein muslimisches Viertel aufgeteilt. Jerusalem gilt den drei Religionen, dem Judentum, dem Christentum und dem Islam, als „Heilige Stadt“. Die Altstadt umfasst „an die 255 Kirchen und christliche Stätten, etwa 160 Moscheen und muslimische Gebetsplätze sowie zwischen 80 und 110 Synagogen und Betstuben“. Die Jerusalemer Altstadt hat damit die weltweit höchste Dichte an Sakralbauten. (Quelle: Wikipedia, Artikel Jerusalemer Altstadt)

Auf meiner Studienreise auf den Spuren der Vielfalt finde ich dieses bemerkenswert. Wo, wenn nicht nicht hier, kann ich der Frage, wie man in Vielfalt zusammen leben kann, besser auf die Schliche kommen.

Grabeskirche und deren Status quo

Mein erster Gang führte mich in der Altstadt zur Grabeskirche, in der ich nach der Anreise in einer Seitenkapelle erst einmal ein Dankgebet sprach. Zum Grab Jesu werde ich ein anderes Mal gehen, die Touristenschlangen davor waren mir zu lang.

Bemerkenswert ist hier, dass sich sechs verschiedene christlichen Konfessionen, die Kirche teilen:
„Die Hauptverwaltung haben die Griechisch-Orthodoxen, die römisch-katholische Kirche, vertreten durch den Franziskaner-Orden, und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Sie bekamen nur einige kleinere Schreine und Aufgaben zugeteilt; die Äthiopier leben als kleine Gruppe auf einem Dach der Kirche. Dieses Deir-al-Sultan-Kloster wird jedoch von den Kopten beansprucht und ist seit 2004 einsturzgefährdet. Der Streit verhindert eine Renovierung. Protestantische Konfessionen sind in der Kirche nicht vertreten.Wegen der schon legendären Streitigkeiten verwahrt die muslimische Familie Joudeh seit mehreren Jahrhunderten die Schlüssel der Kirche und die ebenfalls muslimische Familie Nusseibeh schließt die Haupttür morgens auf und abends wieder zu. Außerdem traten die Familienmitglieder oft als Schlichter auf. Die Joudehs und Nusseibehs werden mindestens seit der Zeit Saladins mit der Kirche in Verbindung gebracht. Die israelischen Behörden beließen die festgesetzte Aufteilung (status quo), nachdem die Altstadt nach dem Sechstagekrieg 1967 unter ihre Verwaltung gekommen war.“ Quelle: Wikipediaartikel Grabeskirche


Begegnungen

Was mich aber genauso wie archäologische und historische Fakten interessiert, sind die Menschen. Da ich Zeit und Freude an der Begegnung habe, komme ich gleich am ersten Tag mit manchen ins Gespräch. Mir gefällt, wie entspannt und freundlich die Menschen sind,
denen ich begegne: Ein junger Jude an der Klagemauer, der Betenden ohne Kippa eine solche kostenfrei anbietet, mir aber erklärt, dass meine Kappe vollkommen in Ordnung sei. Ein freundlicher Soldat, der schwerbewaffnet eines der elf Tore zum Tempelberg bewacht, und mir hilft, die unbekanntere kleinere "Westliche Mauer" zu finden, bei der ich ganz allein für mich beten konnte. Ein Gastronom am Löwentor im muslimischen Viertel, der mir am kleinen Lagerfeuer vor der Tür seines Hauses und Familiensitzes einen arabischen Kaffee kocht, und mir dann noch freundlicherweise in Ermangelung von Englischkenntnissen auf seiner und Arabischkenntnissen auf meiner Seite mit Händen und Füßen den Weg zu einem Falafelstand abseits der Touristenrouten in einer der Nebenstraßen des muslimischen Viertels verriet. Jerusalem präsentiert sich mir auch durch seine Bewohner als freundliche Stadt. Natürlich möchte mir im Suk der eine oder andere Händler etwas verkaufen und Stadtführer mich auf Panoramaterrassen führen, aber das macht ja auch den Reiz einer Stadt wie Jerusalem aus. Hier wird gearbeitet und gelebt. Jungs im jüdischen Viertel spielen Fußball, im muslimischen Viertel Murmeln. Gelebte Vielfalt in einer beschäftigten Altstadt. Ich fühle mich wohl mit ihren unterschiedlichen Bewohnern. Bisweilen weiß ich nur manchmal nicht, ob ich mein Gegenüber ein Schalom oder ein Salam aleikum zur Begrüßung oder ein šukran bzw. ein toda als Dank für eine Auskunft sagen soll. Im Zweifelsfall hebe ich die Hand zum Gruß und lächle dankend. Manches im Leben und zwischen Menschen braucht halt keine Worte.

BCU, Jerusalem, 08. Januar 2019


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