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Ein Feld in der Nähe von Bethlehem |
Hier haben mich Elias Awad und seine Familie gleich zu Beginn meines Studiensemesters herzlich begrüßt, in ihre Familie aufgenommen und mir zwischendurch bei Unternehmungen zur Seite gestanden. So hat Elias Bruder Michelle, der sich als Direktor des Sirajcenters für die Erschließung Palästinas für den alternativen Tourismus engagiert für mich eine Wanderung mit einer Reisegruppe auf dem Masar Ibrahim (Ibrahimsweg) vermittelt, inklusive Übernachtung in einem von einer Frauenbewegung geführten Unterkunft in einem palästinensischen Flüchtlingscamp in Jericho und bei den Beduinen der Sealeavel Community am Toten Meer.
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Meine neue Unterkunft |
Nachdem ich bereits zweimal Elias und seine Familie zu einem Abendessen besucht habe, ziehe ich für nun für sechs Tage in das zur Zeit nicht mit einer Reisegruppe belegte zur Gemeinde gehörende Kloster( bzw. ehemaliges Priesterseminar), dass ich mir in dieser Zeit nur mit dem Ortpfarrer teilen werde.
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Im Klostergarten sitze ich gerne unterm Olivenbaum |
bei allen sprachlichen und kulturellen Unterschieden die Lebenswelten sind. Wir tauschen uns aus über unsere Kinder, die Arbeit, das Leben in der Kirchengemeinde hier vor Ort und in Witten sowie die gesellschaftlichen Entwicklungen. Bei aller Unterschiedlichkeit sind die Themen, die Menschen bewegen, doch überall die gleichen. Was für Berufswege sollten die eigenen Kinder heutzutage einschlagen ("natürlich müssen sie ihre Entscheidungen treffen und der Beruf zu ihrer Persönlichkeit passen…")? Wie sehen die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland und Palästina/Israel aus? Was gibt es Neues im Gemeindeleben? Mit dem örtlichen Priester Abuna Suhail spreche ich über unseren jeweiligen Arbeitsalltag und wie er sein Pfarramt ausübt: Er ist seit sechs Jahren Priester der Gemeinde. Als er neu nach Beit Sahour kam, besuchten 30-40 Personen
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Männerabend mit Abuna Suhail (2.v.r.) |
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Griech. - kath. melkit. Kirche Beit Sahour |
Der den Menschen zugewandte Gemeindepfarrer erzählt mir auch, dass er eine andere Seite habe bzw. hatte. Als junger Mensch rebellierte er gegen Gott und sein Umfeld in seiner jordanischen Heimat. Dann hatte er in einer Nacht am Friedhof des Ortes, dem Treffpunkt der Jugend, wie Paulus ein Gotteserlebnis. Das war der Beginn einer langen Reise. Bevor er im Jahr 2011 Priester der Gemeinde in Beit Sahour wurde, war er 10 Jahre lang als Mönch in einem Kloster. Die Zeit habe er gebraucht, um sein altes Wesen abzulegen und überhaupt fähig zu sein, heute diesen Dienst zu tun. Er ist sehr beliebt im Ort verraten mir zwei Mitglieder der Gemeindeleitung, die beim Abendessen mit uns zusammensitzen. Es kommen heute sogar Menschen zur Gemeinde, die aus anderen Kirchen stammen würden, dort aber keinen Bezug zum Glauben mehr gefunden haben. Vor allem kommt die Jugend wieder. Und die gibt es in Beit Sahour reichlich. 50% der Menschen sind unter 18 Jahre. Nach dem intensiven Auftakt habe ich mich erst mal für den Rest der Woche entschuldigt, um im Kloster endlich einmal Zeit zu haben, meine vielen Eindrücke der letzten Monate zu sortieren und für drei Tage in dieser Passionszeit zu beten und zu fasten.
Einziger Programmpunkt am Tag: Der Besuch der abendlichen Passionsandachten in der örtlichen Kirche. Bereits der Sonntagsgottesdienst war beeindruckend für mich als evangelischen Pastor, der eher karge Gottesdienste und Kirchen gewohnt ist: Der Kirchraum ist weihrauchgeschwängert, die Gesänge des christlichen melkitischen Gottesdienstes sind auf Arabisch, die Kirche ist voller Ikonen und Malereien: Jesus und die Apostel einer neben dem anderen auf der das Kirchschiff vom Altarraum trennenden Ikonostase (einer in orthodoxen Kirchenbauten trennenden Wand). Johannes der Täufer mit grimmigen Gesicht. Fremde Heilige. Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Engel. Georg, der Drachentöter und vieles mehr. Während des Gottesdienstes erfolgen zwei Prozessionen durch die Kirche: Zum einen wird das Evangelienbuch feierlich zur Lesung getragen, zum anderen Brot und Wein zum Abendmahl. Beiden gehen ein Kreuzträger, zwei Kerzenträger und zwei Träger mit einer Cherubim- und Seraphinendarstellung voraus. Das Evangelienbuch und die Abendmahlselemente werden beim Vorbeigehen von einigen Gemeindegliedern geküsst.
Die orthodoxe Welt ist mir fremd, aber ich bin ja ein offener Mensch und lasse mich gerne auf anderes ein. Besonders beeindruckend finde ich bei den Passionsandachten, dass nicht weniger als zehn Gemeindeglieder bei den Wechselgesängen beteiligt sind. Männer, Frauen und auch ein Kind singen in mir unverständlicher jedoch stimmiger Reihenfolge Gebete, Psalmen, Schuldbekenntnis, Anrufungen zu Maria und den Heiligen sowie die Bitte um eine gute Nacht. Eine Stimme folgt auf die andere, als ob dies seit Jahren einstudiert ist, dabei ist die Vergabe der Gesangsstücke jeden Abend anders. Vor allem die spirituelle Stimmigkeit mit der gesungen und gebetet wird, hat einen Sog: Die Liturgie wird von Herzen gesungen und nicht einfach vom Blatt abgesungen, ist mein Eindruck. Die Passionsandachten werden nach alten Liturgien gefeiert, die Kirchenväter vor 1600 Jahren ersonnen haben. Der Sonntagsgottesdienst folgt in der Regel der Liturgie des Heiligen Johannes Chrysostomos (*349 oder 344 in Antiochia am Orontes; † 14. September 407 in Komana Pontika). Hier hat sich etwas über die Jahrhunderte bewahrt, was es im europäischen Kontext nur noch selten gibt und wird mit Geist und Seele gefüllt.
Die griechisch-katholische Melkitische Kirche ist eine römisch.-katholische Rituskirche mit byzantinischem Ritus in arabischer Sprache. Was das bedeutet? Neben der mir fremden Bilder und Liturgiewelt auch, dass ich beim Sonntagsgottesdienst um 9.00 Uhr und bei den täglich um 18.00 Uhr stattfindenden Passionsandachten mit Ausnahme von fünf Worten nichts verstehe. Das erste Wort lautet Abuna und bedeutet Vater. Salam erkenne ich als Frieden. Die aus dem hebräischen stammenden Worte Halleluja (Lobe Gott) und Amen (So sei es) verwenden wir auch im evangelischen Gottesdienst. Und dann taucht immer wieder der Gottesname Allah auf. Bereits in Jerusalem war mir dies in den arabischsprachigen Gemeinden immer wieder aufgefallen. Was wir im deutschen Kontext mit dem Islam in Verbindung bringen, ist zuerst einmal nur eine Gottesbezeichnung auf Arabisch, die unabhängig der jeweiligen Religion verwendet wird. Theoretisch wusste ich darum, aber während meines Studienaufenthaltes erlebe ich dies zum ersten Mal in der Praxis. Es hört sich fremd an und ich kann die Assoziation mit dem Ruf des Muezzin noch nicht aus dem Kopf bekommen. Das würde sich sicher mit der Zeit ergeben, aber diese Beobachtung zeigt mir einmal mehr wie geprägt und konditioniert wir Menschen sind, auch in Bezug auf Religion und Tradition. Wir brauchen nur ein Wort zu hören und schon läuft der ganze einprogrammierte Film in unserem Kopf vor unseren Augen ab. Ich fühle mich dabei in dieser Kirche und der Gemeinde nicht fremd, im Gegenteil. Ich fühle mich auch hier heimisch und frage mich, woran das liegt? Andere orthodoxe Kirchen in Jerusalem habe ich mit touristischer Neugier betrachtet, aber nicht den Bezug gewonnen, den ich gleich hier zum Kirchgebäude habe. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich bereits mit dem Ortspriester vor Besuch des Gottesdienstes bekannt und mit Elias Familie, die den Gottesdienst besucht, befreundet bin, geht mir durch den Kopf. Vertrautheit baut eine Brücke. Das ist eine Erkenntnis, die ich ja selbst aus meinem Gemeindeleben kenne. Besucher der Christuskirche in Witten fühlen sich auch dort viel schneller heimisch, wenn Freunde sie in den Gottesdienst mitbringen oder wenn sie einen der Hauptamtlichen kennen. Hier kommt aber noch etwas anderes hinzu, beobachte in mir: Ich mag auch unabhängig von den mir bereits Bekannten die Gottesdienstbesucher dieser Gemeinde. Man nickt sich zu, wenn man den Gottesdienstraum betritt. Lächelt sich sogar an. Im eher großstädtischen Jerusalem ist das anders. Hier in Beit Sahour habe ich den Eindruck, dass die Gemeindeglieder sich untereinander kennen. Elias bestätigt diesen Eindruck. Dadurch, dass viele Gemeindeglieder und ihre Familien seit Jahrhunderten im Ort wohnen, ist die Vertrautheit groß. Auch der Schlag Mensch, der mir hier begegnet, finde ich sehr sympatisch. Die Menschen erinnern mich in vielem an die Atmosphäre im Umgang im Ruhrpott miteinander: Entspannt, ohne Berührungsängste, offen im Kontakt. Ich bin als Fremder hier keine Sensation, sondern bei aller Gastfreundschaft ein Teil der Gottesdienstgemeinschaft. Nach einem Gottesdienst und drei Abendandachten kann ich mich auch immer mehr in die Gesänge und Gebete hineinfallen lassen. Da ich der Sprache und dem Inhalt nicht folgen kann, geschieht dies auf einem anderen Weg, der in gewisser Weise wie eine Meditation ist.
Ich lasse mich darauf ein, bei dem Gang zum Altar zum Ende des Gottesdienste die Mutter-Gottes- mit-dem-Jesuskind-auf-dem-Arm-Ikone, wenn auch nicht zu küssen, so doch mit meinen Fingern zu berühren und die spirituelle Wirkung des Bildes auf mich wirken zu lassen. Es ist ein Moment höchster Konzentration.
Die Tage im Kloster nutze ich intensiv und schreibe an dem Bericht über meinen Studienaufenthalt, genieße die schon sommerlichen Momente im Klostergarten, verfolge die Wahl im nahen Israel und träume manchmal nur in den Tag hinein oder unternehme einen Spaziergang in der ländlichen Gegend, in der schon die Hirten die Natur genießen durften. Beit Sahour verfügt in diesem dicht besiedelten Land an seinen Rändern noch über landschaftlich idyllische Flecken.
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Die Ikonostase mit Jesus und den Aposteln |
Einziger Programmpunkt am Tag: Der Besuch der abendlichen Passionsandachten in der örtlichen Kirche. Bereits der Sonntagsgottesdienst war beeindruckend für mich als evangelischen Pastor, der eher karge Gottesdienste und Kirchen gewohnt ist: Der Kirchraum ist weihrauchgeschwängert, die Gesänge des christlichen melkitischen Gottesdienstes sind auf Arabisch, die Kirche ist voller Ikonen und Malereien: Jesus und die Apostel einer neben dem anderen auf der das Kirchschiff vom Altarraum trennenden Ikonostase (einer in orthodoxen Kirchenbauten trennenden Wand). Johannes der Täufer mit grimmigen Gesicht. Fremde Heilige. Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm. Engel. Georg, der Drachentöter und vieles mehr. Während des Gottesdienstes erfolgen zwei Prozessionen durch die Kirche: Zum einen wird das Evangelienbuch feierlich zur Lesung getragen, zum anderen Brot und Wein zum Abendmahl. Beiden gehen ein Kreuzträger, zwei Kerzenträger und zwei Träger mit einer Cherubim- und Seraphinendarstellung voraus. Das Evangelienbuch und die Abendmahlselemente werden beim Vorbeigehen von einigen Gemeindegliedern geküsst.
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Passionsandacht in der Melkitischen Kirche |
Die griechisch-katholische Melkitische Kirche ist eine römisch.-katholische Rituskirche mit byzantinischem Ritus in arabischer Sprache. Was das bedeutet? Neben der mir fremden Bilder und Liturgiewelt auch, dass ich beim Sonntagsgottesdienst um 9.00 Uhr und bei den täglich um 18.00 Uhr stattfindenden Passionsandachten mit Ausnahme von fünf Worten nichts verstehe. Das erste Wort lautet Abuna und bedeutet Vater. Salam erkenne ich als Frieden. Die aus dem hebräischen stammenden Worte Halleluja (Lobe Gott) und Amen (So sei es) verwenden wir auch im evangelischen Gottesdienst. Und dann taucht immer wieder der Gottesname Allah auf. Bereits in Jerusalem war mir dies in den arabischsprachigen Gemeinden immer wieder aufgefallen. Was wir im deutschen Kontext mit dem Islam in Verbindung bringen, ist zuerst einmal nur eine Gottesbezeichnung auf Arabisch, die unabhängig der jeweiligen Religion verwendet wird. Theoretisch wusste ich darum, aber während meines Studienaufenthaltes erlebe ich dies zum ersten Mal in der Praxis. Es hört sich fremd an und ich kann die Assoziation mit dem Ruf des Muezzin noch nicht aus dem Kopf bekommen. Das würde sich sicher mit der Zeit ergeben, aber diese Beobachtung zeigt mir einmal mehr wie geprägt und konditioniert wir Menschen sind, auch in Bezug auf Religion und Tradition. Wir brauchen nur ein Wort zu hören und schon läuft der ganze einprogrammierte Film in unserem Kopf vor unseren Augen ab. Ich fühle mich dabei in dieser Kirche und der Gemeinde nicht fremd, im Gegenteil. Ich fühle mich auch hier heimisch und frage mich, woran das liegt? Andere orthodoxe Kirchen in Jerusalem habe ich mit touristischer Neugier betrachtet, aber nicht den Bezug gewonnen, den ich gleich hier zum Kirchgebäude habe. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich bereits mit dem Ortspriester vor Besuch des Gottesdienstes bekannt und mit Elias Familie, die den Gottesdienst besucht, befreundet bin, geht mir durch den Kopf. Vertrautheit baut eine Brücke. Das ist eine Erkenntnis, die ich ja selbst aus meinem Gemeindeleben kenne. Besucher der Christuskirche in Witten fühlen sich auch dort viel schneller heimisch, wenn Freunde sie in den Gottesdienst mitbringen oder wenn sie einen der Hauptamtlichen kennen. Hier kommt aber noch etwas anderes hinzu, beobachte in mir: Ich mag auch unabhängig von den mir bereits Bekannten die Gottesdienstbesucher dieser Gemeinde. Man nickt sich zu, wenn man den Gottesdienstraum betritt. Lächelt sich sogar an. Im eher großstädtischen Jerusalem ist das anders. Hier in Beit Sahour habe ich den Eindruck, dass die Gemeindeglieder sich untereinander kennen. Elias bestätigt diesen Eindruck. Dadurch, dass viele Gemeindeglieder und ihre Familien seit Jahrhunderten im Ort wohnen, ist die Vertrautheit groß. Auch der Schlag Mensch, der mir hier begegnet, finde ich sehr sympatisch. Die Menschen erinnern mich in vielem an die Atmosphäre im Umgang im Ruhrpott miteinander: Entspannt, ohne Berührungsängste, offen im Kontakt. Ich bin als Fremder hier keine Sensation, sondern bei aller Gastfreundschaft ein Teil der Gottesdienstgemeinschaft. Nach einem Gottesdienst und drei Abendandachten kann ich mich auch immer mehr in die Gesänge und Gebete hineinfallen lassen. Da ich der Sprache und dem Inhalt nicht folgen kann, geschieht dies auf einem anderen Weg, der in gewisser Weise wie eine Meditation ist.
Ich lasse mich darauf ein, bei dem Gang zum Altar zum Ende des Gottesdienste die Mutter-Gottes- mit-dem-Jesuskind-auf-dem-Arm-Ikone, wenn auch nicht zu küssen, so doch mit meinen Fingern zu berühren und die spirituelle Wirkung des Bildes auf mich wirken zu lassen. Es ist ein Moment höchster Konzentration.
Die Tage im Kloster nutze ich intensiv und schreibe an dem Bericht über meinen Studienaufenthalt, genieße die schon sommerlichen Momente im Klostergarten, verfolge die Wahl im nahen Israel und träume manchmal nur in den Tag hinein oder unternehme einen Spaziergang in der ländlichen Gegend, in der schon die Hirten die Natur genießen durften. Beit Sahour verfügt in diesem dicht besiedelten Land an seinen Rändern noch über landschaftlich idyllische Flecken.
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Schulleiterin A. Sawsan Victor Istvan
(Foto der Schul-Homepage entnommen)
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Nach einigen Tagen Rückzug im Kloster freue ich am Abreisetag über die Kinder und Jugendliche der Griechisch-Katholischen Patrichachats-Schule der Melkitischen Kirche, die mir ihre Deutsch und Englischkenntnisse präsentieren.
In den Kindergarten und in den Schulzweig der 1967 gegründeten Privatschule, die gehen 600 Kinder und Jugendliche. Es möglich eine Schulabschluss entsprechend unseres Abiturs zu machen, der es ermöglicht an einer Universität zu studieren. Die Schulleiterin A. Sawsan Victor Istvan leitet seit sechs Jahren zusammen mit 60 Mitarbeitern die in der Region sehr beliebte Schule. Sie legt großen Wert auf ein gutes Miteinander der Schülerinnen und Schüler und der Mitarbeitenden und das ist für mich bei Gang durch das Schulgebäude sehr zu empfehlen. Die Lernatmosphäre wird entscheidend durch den christlichen gesinnten Umgang miteinander bestimmt. Im Kindergarten wird viel mit Theaterpädagogik gearbeitet, die die Entwicklung der Kinder unterstützen soll. Bereit ab dem Alter von drei Jahren werden die Kinder mit der englischen und später mit der deutschen Sprache vertraut gemacht. Die Schule arbeitet eng mit Schulen und Pädagogen in Lippstadt und Wipperfürth zusammen und hat auch in Zukunft große Pläne. Vieles hängt aber von den Finanzen ab, denn das Schulgeld der Eltern deckt nur 60 % des Bedarfs ab. Für die Renovierung der Schulbibliothek und den Ausbau der Schule um einen weiteren Trakt fehlt zur Zeit das Geld. Falls jemand einen Sponsor kennt, dem kann ich diese Schule sehr empfehlen. Auch deutsche Volontäre, die für eine Zeit die Unterrichtenden gerade beim Deutsch- und Englischunterricht unterstützen, sind herzlich willkommen.
Am Abreisetag treffe ich noch auf Charly, der aus Beit Sahour stammt, und sich für das christliche Werk Open Doors einsetzt, das sich um verfolgte Christen kümmert. Er hat zusammen mit den örtlichen Priestern und engagierten Gemeindegliedern in den letzten Jahren das ökumenische Zusammenleben in der Stadt angekurbelt. Monatlich kommen sie im Gebets- und Gesprächskreis zusammen, um füreinander zu beten und als Christen in der Stadt zusammen zu arbeiten. Beit Sahour ist mit 80 % die Stadt mit dem höchsten christlichen Bevölkerungsanteil in den palästinensischen Gebieten und in der ganzen Region (20% der Bewohner sind muslimisch). Das erleichtert für die Christen einiges, es verpflichtet aber auch zu verantwortlichem Handeln.
Dem wollen Charly und die Menschen hier vor Ort nachkommen, indem sie für ihre Stadt beten. Alles fängt mit Gebet an, sagt er. Es verändert unser Denken und dann unser Handeln. Darüber werden besonders für junge Menschen Angebote wie Seminare und Workshops geschaffen, die sie in ihrer Persönlichkeit fördern sollen.
Beit Sahour ist eine Stadt, die sich mir von ihrer gastfreundlichen Seite präsentiert. Und es ist eine junge Stadt mit vielen Kindern und Jugendlichen, die ihren Weg in die Gesellschaft und in die Welt suchen. Ich bin beeindruckt davon, wie sehr sich die Kirchen, die Schulen und die Menschen vor Ort dafür einsetzen, dass dies auch unter schwierigen Bedingungen gelingen kann. Immer wieder drehen sich meine Begegnungen um die junge Generation. Etwas abseits liegt Beit Sahour vom großen Trubel in Bethlehem oder Jerusalem gelegen und doch ist es mittendrin bei den wichtigen Fragen dieser Welt und dieser Zeit.
BCU, 11. April 2019
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